Der Religionsunterricht als Beitrag zur Bildung von Kindern und Jugendlichen
Schon kleine Kinder stellen große Fragen: „Woher kommt die Welt?“, „Wo sind die Toten?“ oder „Wie sieht es im Himmel aus?“ Später heißen die Fragen dann: „Was ist Sinn und Ziel meines Lebens?“, „Was ist der Weg zum wahren Glück?“, „Was ist gut und böse?“, „Woher kommt das Leid?“ oder „Existiert Gott?“. Bei der Suche nach Antworten treffen Kinder und Jugendliche auf Menschen mit unterschiedlichen religiösen oder weltanschaulichen Einstellungen und Lebensstilen. Religion ist Teil unserer Lebenswelt. Auch wer in einer nicht-religiösen Familie aufwächst, begegnet im Alltag vielfältigen religiösen Symbolen, Gebäuden, Ritualen, Lebensweisen und Überzeugungen. Religion prägt unsere Gesellschaft und Kultur ebenso grundlegend wie Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft. Es ist nicht einfach, mit den großen Fragen des Lebens und der religiösen Vielfalt umzugehen. Die Extreme von Intoleranz und Fanatismus auf der einen Seite und Gleichgültigkeit und Beliebigkeit auf der anderen Seite sind im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit Religion, zu dem auch eine persönliche, reflektierte Entscheidung in Glaubensfragen zählt, abzulehnen. Deshalb ist es wichtig, dass schulische Bildung Kindern und Jugendlichen einen verstehenden Zugang zu religiösen Weltdeutungen und Lebensweisen erschließt, ihnen hilft, einen eigenen Standpunkt zu religiösen Fragen zu entwickeln, und sie zu religiöser Toleranz und Dialogfähigkeit erzieht.
Hierzu will der schulische Religionsunterricht einen wichtigen Beitrag leisten.
Im Religionsunterricht verbindet sich die Vermittlung von religiösem Grundwissen mit der Frage nach Orientierung für das eigene Leben. Kinder und Jugendliche wollen wissen, welche Religionen es gibt, worin Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Religionen bestehen. Sie wollen aber auch wissen, was sie selbst glauben sollen, was wahr und richtig ist. Jeder Religionslehrer kennt die Situation, dass eine Schülerin oder ein Schüler fragt: „Glauben Sie das denn?“ Mit dieser Frage wollen Schüler in einen Dialog über die Wahrheitsfrage eintreten. Sie wollen darüber sprechen, ob das, was Christen oder Muslime oder andere glauben, glaubwürdig ist, ob dieser Glaube Orientierung auch für ihr eigenes Leben geben kann. Ein bekenntnisneutraler Unterricht kann nur Sachinformationen über die verschiedenen Religionen geben, was jedoch nur ein Schritt für einen lebendigen persönlichen Bildungsprozess in existenziellen Fragen sein kann. Ganz anders der konfessionelle Religionsunterricht. Er muss nicht und will nicht neutral sein, sondern kann in der Begegnung mit einer bestimmten Glaubensüberzeugung und Glaubenspraxis gültige Lebensorientierung vermitteln. Im konfessionellen Religionsunterricht treffen Schülerinnen und Schüler auf Lehrer, die ihre Glaubensüberzeugung vertreten und sich dem Dialog mit den Schülerinnen und Schülern stellen. So erwerben die Kinder und Jugendlichen nicht nur Informationen über Religion, sondern begegnen vor allem auch gläubigen Menschen. Sie können sich mit deren Ansichten auseinandersetzen und schließlich ihren eigenen Standpunkt entwickeln.