Betriebspraktikum in Frankreich
Schüler des OSG absolvieren seit über 20 Jahren das Betriebspraktikum der 10. Klassen im französischsprachigen Ausland, die meisten von ihnen in Dijon. Es sind Praktika in (fast) allen Bereichen möglich und Kosten entstehen, außer den Fahrtkosten, keine. Der Aufenthalt in Dijon ist als Austausch mit dem Lycée Européen Charles de Gaulle in Dijon organisiert, d.h. genauso kommen seit über 20 Jahren Schüler aus Dijon nach Mainz, um die deutsche Berufswelt kennenzulernen.
Seit der Einführung des AbiBac bestand für die Schüler des AbiBac-Zuges in der 11. Klasse die Gelegenheit, ein (weiteres) Betriebspraktikum in Lille zu absolvieren. Da unsere bisherige dortige Partnerschule kein AbiBac mehr anbietet, werden wir langfristig mit unserer neuen Partnerschule, dem Lycée Jean Macé in Lanester (Südbretagne) versuchen, auch ein Betriebspraktikum zu organisieren.
"Dijon und sich selbst ganz neu kennenlernen" (Amrei Czysz)
WOZU denn das?
Abenteuer Alltag erleben! Den Alltag auf dem Weg zur Arbeit, den Alltag in einem Betrieb, den Alltag des Austauschpartners und seiner Familie ….
Die Schüler wenden ihr Französisch in der Realität an, sie sprechen Französisch, weil es ganz normal ist. Sie lernen nicht nur die ihnen bisher fremde Berufswelt kennen, sondern die in einem anderen Land; und dabei entdecken sie viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen der deutschen und der französischen Kultur. Dadurch, dass wir die Praktikumsbetriebe sorgfältig aussuchen und viele von ihnen schon etliche deutsche Schüler aufgenommen haben, stellen wir sicher, dass die Schüler gastfreundlich empfangen werden und gut aufgenommen und integriert werden.
In der bilingualen Abteilung versuchen wir den Schülern, Frankreich auf vielfältige Weise nahezubringen, beim Betriebspraktikum in Dijon machen wir es möglich, dass man zwei Wochen lang (fast) als Franzose unter Franzosen lebt und arbeitet.
"Es ist ein schönes Gefühl, wenn man merkt, dass man nicht umsonst sechs Jahre im Französischunterricht gesessen hat" (Rebecca Bender)
WER hat dieses Programm begründet und wer organisiert es heute?
Als vor über 20 Jahren das Lycée Européen Charles de Gaulle in Dijon gegründet wurde, entstand aus der Partnerschaft Rheinland-Pfalz-Burgund und der Städtepartnerschaft Mainz – Dijon die Idee, einen Betriebspraktikantenaustausch zu etablieren. Das Lycée Européen Charles de Gaulle bietet seit der Gründung eine bilinguale Sektion an und seit einiger Zeit auch das AbiBac. Dieser Austausch ist quasi der kleine Bruder der Praktikantenbörse des Hauses Burgund hier in Mainz bzw. der Maison de Rhénanie-Palatinat in Dijon. Er teilt die Ziele und Absichten des Partnerschaftsverbandes Rheinland-Pfalz / Burgund.
Seitens des OSG war die „Gründungsmutter“ Gisela Bader, das Programm wurde dann über Jahre von Francoise Sauer weiterentwickelt und Jahr um Jahr erfolgreich den Schülern nahegebracht. Seit 2007 wird der Austausch von Alexander Schröer betreut. In Dijon engagiert sich seit Jahren Madeleine Bastick für das Weiterleben dieses erfolgreichen Programms.
Es sind also alleine die beiden Schulen, konkret die beiden verantwortlichen Lehrkräfte, die den Praktikantenaustausch organisieren.
Das OSG schließt mit dem französischen Betrieb einen Praktikumsvertrag ab, der alle Fragen regelt. Die An- und Abreise organisieren die Schüler bzw. ihre Eltern selbst. Die Schüler werden in Dijon am Bahnhof von ihren Austauschpartnern in Empfang genommen. In Dijon werden die Schüler von der zuständigen Kollegin des Lycée Européen Charles de Gaulle betreut.
WELCHE BETRIEBE sind beteiligt?
Wir, d.h. die organisierenden Lehrer in Mainz und Dijon, versuchen, die Wünsche der Schüler hinsichtlich der Branchen zu berücksichtigen. Teilweise aus rechtlichen, teilweise aus praktischen Gründen sind Praktika in einigen Branchen schwer bis überhaupt nicht realisierbar (Humanmedizin, Gerichte u.ä.). Die Liste der Betriebe und Einrichtungen, in denen schon Schüler waren, ist weit gefächert:
Liste der Praktikumsplätze in Dijon seit 2007
deutsches Kulturzentrum | Maison de Rhénanie-Palatinat |
Theater / Musik | Théâtre de Bourgogne (Theaterpädagogik), Opéra de Dijon (Opernchor), Orchestre Dijon Bourgogne |
Bäckerei | Boulangerie Carlen |
Tierarzt | Clinique Vétérinaire Mansart |
Regional-/Lokalradio | Radio chrétienne francophone Dijon, France Bleu Bourgogne |
Fernsehen | France Télévisions – Pôle France 3 BFC |
Stadtbibliothek | Bibliothèque Municipale |
Grundschulen | Ecole d’application du Nord, Ecole Alix de Providence, Ecole primaire Larrey |
Kindergärten |
Ecole maternelle Charles Baudelaire, |
Handballverein | DBHB Dijon Bourgogne Handball |
Kunstmuseum | Musée Magnin |
Stadtentwicklungsgesellschaft | Dijon Développement (Mairie de Dijon) |
Historische Lebkuchenfabrik | Maison du Pain d'Epices (Mulot et Petitjean) |
Die Schüler sind in der Familie ihres Austauschschülers untergebracht. Da manche Schüler aus bis zu 150km Entfernung kommen, um die Angebote des Lycée Européen Charles de Gaulle wahrnehmen zu können, sind in diesem Fall die deutschen Schülern mit ihren französischen Partnern unter der Woche im Internat der Schule untergebracht und verbringen das Wochenende in den Gastfamilien. Je nachdem, wo sich der Praktikumsbetrieb befindet, essen die Schüler in der Schulkantine zu Mittag und falls der Praktikumsbetrieb einen Ruhetag pro Woche hat, begleiten die deutschen Schüler ihre französischen Partner dann in den Unterricht.
WAS kostet es und wie sieht es mit Versicherungen aus?
Da alles als Austausch organisiert ist und die Organisation in den Händen der Schule liegt, fallen keine Kosten an, außer den Fahrtkosten und einem etwas erhöhten Taschengeld. Die Schüler sind in der Zeit versicherungstechnisch weiterhin Schüler des OSG, das Praktikum ist eine Schulveranstaltung, jedoch nicht die Freizeit.
In diesem Fall sucht der Schüler selbst, in der Regel über persönliche Kontakte, eine Praktikumsstelle in Frankreich oder dem frankophonen Ausland. Aufgrund der strengeren französischen Gesetzeslage bedarf es dann eines offiziellen Praktikumsvertrages zwischen dem OSG und dem Betrieb, den wir dann ausstellen. Um die Unterkunft muss sich der Schüler selbst kümmern, wie auch keine pädagogische Betreuung vor Ort möglich ist.
Ähnlich dem Ablauf des Betriebspraktikums in Dijon erfolgt auch dieses fakultative Praktikum. Da die Schüler schon älter sind und als AbiBac-Schüler noch bessere Französischkenntnisse haben, werden eher Praktika in großen Unternehmen, Zeitungen etc. gemacht.
Durch den Wechsel der AbiBac-Partnerschule ist dieses Praktikum nicht mehr möglich und wird eventuell langfristig in Lanester (Südbretagne) angeboten werden können.
Allein unter Franzosen und nicht verloren:
„Ich stand im Bus – und ich habe gleich den richtigen genommen! – und da kam eine Frau und hat mich was gefragt wegen des Busses. Ich hab sie verstanden! Und konnte ihr antworten! Und sie hat mich verstanden!“ (Theresa Simon)
Die Schüler verfassen einen fünfseitigen Praktikumsbericht auf Französisch, in dem sie ihre Erwartungen, den Ablauf und ihr Fazit darstellen. Das Unternehmen muss auch vorgestellt werden, und wenn möglich Arbeitsproben beigefügt werden. So sind sie gehalten, sich eingehend mit dem Betrieb zu beschäftigen.
Robin Himmels, Radio Campus:
Stellvertretend für andere hier seine Einleitung, in der er seine Erwartungen darlegt und zeigt, dass Auslandsaufenthalte generell gelassen machen (er hatte schon ein Jahr am Lycée français de Londres verbracht).
Robin hat in seinem Praktikum gelernt, wie durch geschicktes Schneiden einer interviewten Person das Gegenteil von dem, was sie gesagt hat, in den Mund gelegt werden kann. In dieser kurzen Aufnahme erklärt er dies und noch andere Tricks.
Stellvertretend für viele Berichte hier ihre Zusammenfassung, die zeigt, wie wohl sie sich gefühlt hat und wie förderlich in vielen Bereichen das Praktikum für Lisa war.
Ein Betriebspraktikum kann ja durchaus auch das Ergebnis haben, dass man merkt, dass der Traumberuf kein realistisches Ziel ist:
"Pendant ces deux semaines, j’ai obtenu un très bon aperçu du travail d’un vétérinaire. Et j’ai remarqué que cette profession, même si j’ai aimé les deux semaines, n' est pas pour moi. Une des raisons est que je tombe malade lorsque je vois du sang et une autre est que je ne peux pas voir toutes ces opérations.
Et grâce à ce stage à Dijon, mes connaissances de la langue française se sont améliorées. Mais je regrette une chose: ce stage n'a duré que deux courtes semaines! "
Viola W. über Ihr Praktikum als Orchestermusikerin am Orchestre Dijon Bourgogne:
"Es war eine tolle Zeit in Dijon. Das Orchesterpraktikum war sehr interessant und die Damen aus der Verwaltung und die Musiker alle sehr, sehr nett zu mir. Ich habe ein T-Shirt des Orchesters mit sehr passender Aufschrift bekommen und durfte sogar bei den drei Konzerten (in Villars-Fontaine, La Karrière und im Salle Desvoges in Dijon, dank Regen leider nicht open-air im Cour de Bar des Herzogspalasts) mitspielen. Und Familie Menassa hat sich ganz rührend um mich gekümmert und alles getan, damit es mir gut geht und mich nach allen Regeln der Kunst verwöhnt. Ich habe fleißig Französisch gesprochen und hoffe, mich verbessert zu haben."